Nächtlicher Lichtfang
mit betreutem Leuchtturm
im Kaiserstuhl.
Häufig beschränkt sich ein Monitoring auf artenarme, leicht zu identifizierende Insekten-Gruppen. Aufwändiger, aber dafür auch sehr viel aussagekräftiger und differenzierter ist ein Monitoring der besonders artenreichen Gruppe der Nachtfalter - also der überwiegend nachtaktiven Großschmetterlinge. Sie sind mobil genug, um klimatische Veränderungen abbilden zu können und in ihrer Lebensweise häufig so speziell an ihre Lebensräume angepasst, dass sie sich besonders gut eignen, um als sogenannte Indikatoren Veränderungen in Landschaften und Lebensräumen aufzuzeigen:
Anhand der Nachtfalter-Artenzusammensetzung können daher die Auswirkungen ökologisch relevanter Veränderungen in der Landschaft bewertet und - dank historischer Aufzeichnungen - auch über einen langen Zeitraum nachvollzogen werden!
Die 25 Probeflächen wurden danach ausgewählt, dass sie einen hohen Anteil an wertgebenden Nachtfalterarten haben und eine gute historische Datenbasis aufweisen. In ihnen sind zudem alle relevanten Naturräume und hochwertigen Offenland-Biotoptypen des Landes enthalten:
Probefläche = Quadrant.
Ein Quadrant ist das Viertel eines Messtischblattes der Topographischen Karte im Maßstab 1:25.000 (TK25).
Fläche: ca. 6x6 km2.
In jeder Fläche wurde an 3 festen Punkten während der Flugzeit der Falter das Arteninventar durch Lichtfänge (s.o.) erfasst. Zusätzlich wurden Kurzerfassungen und Tagesbegehungen durchgeführt.
Die insgesamt 25 Probeflächen von je 6x6 km2 Fläche liegen in den schönsten und hochwertigsten Gebieten des Landes:
(Im Buch werden die Flächen ausführlich bebildert und charakterisiert)
Die zweijährige Erfassung (2019 und 2020) erfolgte durch:
An jedem Leuchtpunkt wurden 10 Lichtfänge durchgeführt.
In der Summe macht das von 2019-2020:
Bei der Auswahl der 25 Untersuchungsflächen wurde darauf geachtet, dass für sie eine möglichst vollständige Artenliste im Zeitraum 1971-2000 vorhanden war. Daher wurde das Monitoring in den naturschutzfachlich hochwertigsten Gebieten Baden-Württembergs durchgeführt – nur hier waren durch frühere Sammlertätigkeit und beauftragte Studien genügend historische Daten vorhanden, um die tiefgreifenden Veränderungen innerhalb der letzten 50 Jahre nachvollziehen zu können.
Für den historischen Vergleich war es wichtig, dass eine ähnliche Erfassungsintensität im Alt- und im Neu-Zeitraum gegeben war.
Ein Datensatz ist die Meldung einer Art an einem bestimmten Tag und Ort, die Anzahl der Individuen ist dabei nicht relevant. Wurden z.B. im Kaiserstuhl am 16. September neun Graslilieneulen (Episema glaucina) gezählt, so ergibt dies 1 Datensatz. Vier am selben Leuchttermin und Ort erfasste Eichenwald-Winkeleulen (Mesogona acetosellae) stellen einen zweiten Datensatz dar.
Anzahl der Datensätze im Alt- und Neu-Zeitraum auf allen 25 Quadranten
Für das Verständnis der Vergleichsmöglichkeiten der historischen Daten mit den Monitoring-Ergebnissen ist es von großer Bedeutung, wie die historischen Daten erhoben wurden. Auf Herkunft und Vergleichbarkeit der Daten wird in der Publikation ausführlich eingegangen.
81.000 Datensätze im Altzeitraum gegenüber 51.000 Datensätzen im Neuzeitraum und eine Spanne von 30 Jahren vor der Jahrtausendwende gegenüber 20 Jahren nach der Jahrtausendwende scheinen zunächst eine relativ starke Abweichung zu sein. Allerdings ist die Zahl der Datensätze nicht gleichbedeutend mit der Bearbeitungsintensität, sondern stellt ihr Ergebnis dar: Bei einer geringeren Artenvielfalt auf den Flächen ist bei gleicher Bearbeitungsintensität die Datenmenge geringer. Es kommt also vielmehr darauf an, in beiden Zeiträumen ein Level der Erfassungsintensität zu haben, das so gut ist, dass durch Intensivierung der Bearbeitung keine weiteren Arten hinzukommen, die Artenliste also mehr oder weniger vollständig ist.