Baden-Württemberg

Wandel der
Nachtfalterfauna seit 1970

Ergebnisse des
landesweiten Monitorings

Morgendämmerung im Kaiserstuhl. Hier leben viele Arten der Magerrasen, die landesweit stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht sind.

Das Nachtfalter-Monitoring

Anlass Insektensterben

Spätestens seit Veröffentlichung der Krefelder-Studie ist das Insektensterben in aller Munde. In dieser Studie wurde ein drastischer Rückgang der Biomasse von Fluginsekten nachgewiesen (zwischen 1989 und 2016 ein Rückgang von über 70 Prozent). Aber nicht nur die Biomasse, auch die Artenvielfalt hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen! 

Dr. Thomas Hörren, Mitautor der Krefeld-Studie zum Insektensterben
Thomas Hörren, Mitautor der Krefelder-Studie:
1993 versus 2014: Gesammelte Insektenbiomasse innerhalb von 14 Tagen aus einem Schutzgebiet in Deutschland.
Foto (Hintergrund bearbeitet): Maximilian Kamps/Agentur Blumberg
1993
2014
Sonderprogramm zur Stärkung der Biologischen Vielfalt

Finanzierung des landesweiten Monitorings

Icon für das Nachtfalter-Monitoring Baden-Württemberg

Auch in Baden-Württemberg hat der Bestand der Nachtfalter besorgniserregend abgenommen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde in Baden-Württemberg 2017 ein Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgelegt, welches auch Mittel für das Monitoring von Insekten-Populationen zur Verfügung stellte und so das hier vorliegende Projekt ermöglichte.

Projektbeteiligte

Konzeption und Auswertung

Das landesweite Nachtfalter-Monitoring wurde in Kooperation der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg(LUBW) und des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) konzipiert. Die LUBW beauftragte das SMNK mit der Koordination des Projektes, die Auswertung der Daten wurde an Oliver Karbiener (Büro für Landschaftsökologie ABL in  Freiburg) vergeben.

Datenerhebung

Die Daten-Erhebungen auf den Quadranten erfolgten durch folgende Kartiererinnen und Kartierer:

Iris Asal-Brunner, Joachim Asal, Walter Bantle, Daniel Bartsch,
Petra Birkwald, Ralf Bolz, Armin Dett, Hermann-Josef Falkenhahn, Herbert Fuchs, Stefan Hafner, Karl Hofsäss, Oliver Karbiener, Uwe Knorr, Jörg-Uwe Meineke, Rolf Mörtter, Georg Paulus, Erwin Rennwald, Rudolf Schick & Axel Steiner.

Deutschlandweit einmalige Vergleichsmöglichkeit

Glücksfall historische Daten

Insektenkästen mit gesammelten Schmetterlingen

Ziel des Monitorings war, einen umfassenden Überblick über den heutigen Zustand der Nachtfalterfauna Baden-Württembergs zu erhalten und die Entwicklung der letzten 50 Jahre zu dokumentieren. Dies war möglich, weil durch frühere Sammlungstätigkeiten und vorangegangene Erhebungen umfangreiche historische Daten vorhanden waren, mit denen die heutigen Falter-Artenlisten verglichen werden konnten.

Analyse von 25 Gebieten mit 130.000 Datensätzen

Ermittlung des Arten-Wandels durch Vergleich mit historischen Daten

Das im Monitoring ermittelte Arteninventar auf 25 Probeflächen wurde mit den dort vorhandenen historischen Daten verglichen.

Daten von
2001 bis 2020
Erfassungsbogen mit Stift für Schmetterlinge
Vergleich mit
historischen Daten
(1971 - 2000) 
Insektenkasten für gesammelte Schmetterlinge
Fundierte Aussagen
über die Entwicklung der Nachtfalterfauna Baden-Württembergs seit 1970
Malveneule, Acontia lucida

Umsetzung

Während des 2-jährigen Monitorings wurde mit 650 Lichtfängen und zahlreichen Begehungen die aktuelle Nachtfalterfauna in 25 besonders hochwertigen Gebieten erhoben und die Ergebnisse mit historischen Daten verglichen.

Herbst-Zackenspanner, Ennomos autumnaria

Ergebnisse

Es wurden 90.000 Falter und 850 Arten dokumentiert. Durch den Vergleich mit den historischen Daten wurde sichtbar, dass die Nachtfalterfauna von hohen Rückgängen und tiefgreifenden Veränderungen betroffen ist!

Brauner Bär, Arctia caja

Ursachen

Die Gründe für die starke Abnahme der Biodiversiät sind multifaktoriell. Insbesondere der Verlust von Biotopen, die intensive Landwirtschaft mit hohen Pestizid- und Stickstoff-Emissionen, aber auch der Klimawandel sind Treiber der negativen Entwicklung.

Hochwertiger Doppel-Band

Vollständige Ergebnisse auf 800 Seiten

Während diese Website nur einen stark verkürzten Ausschnitt der Ergebnisse des Monitorings enthält, werden in dem hochwertigen Doppelband alle 25 Untersuchungsgebiete und die Veränderung ihrer Nachtfalter-Fauna anhand zahlreicher Abbildungen, Diagramme und Fotos ausführlich dargestellt. 

Zwei Jahrzehnte nach dem Erscheinen des Grundlagenwerkes „Die Schmetterlinge Baden-Württembergs“ vermittelt der Doppelband erstmals wieder einen gründlichen Überblick über die aktuelle Bestandsentwicklung der Nachtfalter des südwestdeutschen Bundeslandes.

Ansicht der beiden Doppelbände "Wandel der Nachtfalterfauna Baden-Württembergs"

ISBN 9783925631184

Wandel der Nachtfalterfauna Baden-Württembergs seit 1970

Oliver Karbiener & Robert Trusch

Unter Mitarbeit von Ulrike Eberius, Michael Falkenberg, Axel Hofmann, Karl Hofsäss, Jörg-Uwe Meineke, Ulrich Ratzel, Rudolf Schick und Axel Steiner.

2 Bände, 808 Seiten.
Mit 620 Abbildungen, 158 Tabellen, 1 Anlage.

Weitere Infos und Bestellung
Literaturangabe

Hallmann, C. A, Sorg, M., Jongejans, E., Siepel, H., Hofland, N., Schwan, H., Stenmans, W., Müller, A., Sumser, H., Hörren, T., Goulson, D. & de Kroon, H. (2017):
More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas.
PLoS ONE 12(10): e0185809. DOI:10.1371/journal.pone.0185809.

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW)

Die LUBW baut seit 2018 ein landesweites Insektenmonitoringauf. Ausgewählte Insektengruppen werden mit standardisierten Methoden in regelmäßigen Zeitabständen erfasst.

Verantwortlich für das Insektenmonitoring und für die Betreuung der dieser Website zugrundeliegenden Studie "Wandel der Nachtfalterfauna Baden-Württembergs seit 1970" ist Dr. Florian Theves.

Postfach 10 01 63
76231 Karlsruhe
Telefon: 0721/5600 – 0

Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe

Erbprinzenstraße 13,
76133 Karlsruhe
www.smnk.de

Das Naturkundemuseum Karlsruhe zählt dank seiner herausragenden Sammlungen und Forschungsaktivitäten zu den großen naturkundlichen Museen Deutschlands. Dazu trägt auch die zweifache Bedeutung des Hauses als wissenschaftliches Forschungsinstitut sowie als besucherorientiertes Museum bei. 

ABL Freiburg

Bürogemeinschaft für Landschaftsökologie

Oliver Karbiener
Büro ABL
Kartäuserstraße 49
79102 Freiburg
www.abl-freiburg.de

Planung und Umsetzung von naturschutzfachlichen Pflegemaßnahmen (Biotop-Pflege, Schmetterling-Artenschutzprogramm) sowie Fachgutachten zu Schmetterlingen (Tag- und Nachtfalter) und Vegetation im süddeutschen Raum.